Urbane Verdichtung
Sprecher: Johannes Lipps
Das 21. Jh. wird allgemein als das „Jahrhundert der Städte“ bezeichnet, denn nie zuvor lebten so viele Menschen in Städten oder, allgemeiner ausgedrückt, urbanen Verdichtungen, die sich durch eine komplexe organisatorische und ökonomische Struktur sowie eine große Dichte an menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren auszeichnen. Aber auch ländliche Regionen sind inzwischen häufig insofern als ‚urban‘ zu verstehen, als die in der Stadt entwickelten Strukturen und Lebensformen hier zunehmend ermöglicht werden. ‚Urban‘ wird in der vorliegenden Area daher weniger als städtisch im modern-rechtlichen Sinn verstanden, denn als eine Lebensart, deren Genese etymologisch mit Städten verbunden wurde. Urban verdichtete Gebilde stellen ausgesprochen labile Gleichgewichte dar, denn sie sind sowohl strukturell als auch situativ mit einer Vielzahl als solcher wahrgenommenen exogenen und endogenen Herausforderungen konfrontiert. Durch die engmaschige strukturelle und soziale Vernetzung der urbanen Gefüge (Wasserversorgung, Transportwesen, Versammlungen, Erinnerungskultur, Gesetzgebung usw.), aber auch verschiedener urbaner Räume untereinander können sich hier unerwartete Verkettungen ergeben, wodurch auf einen Schlag große Menschenmengen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Ziel der Thematischen Area ‚Urbane Verdichtung‘ ist es, die aktuelle Forschung zu Nachhaltigkeit, Resilienz und Transformation heutiger urbaner Verdichtungen um eine historische Perspektive zu erweitern und der Vielzahl an Strategien nachzuspüren, mit denen Menschen in Räumen urbaner Verdichtung in den vergangenen Jahrtausenden ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen begegnet sind. Die vergleichende kultur- und zeitübergreifende Perspektive aus historischer Distanz heraus erlaubt, die Wahrnehmung, Konzeptualisierung und Bewältigung urbaner Herausforderungen zu strukturieren und vor allem auch die damit verbundenen langfristigen Transformationsprozesse zu beurteilen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die sozialen Herausforderungen von Individuen und Gruppen gelegt, die sich trotz fragmentierter archäologischer und schriftlicher Quellengrundlage häufig gut greifen lassen. Die übergreifende Leitfrage lautet dabei, wie Menschen dauerhaft in Umwelten urbaner Verdichtung zusammenleben können.
Laufende Projekte
Abgeschlossene Projekte
Tell Chuera: Conflict, Fortification and the Sociopolitical Organization of a 3rd Millennium BCE City-State | Dr. Tobias Helms |
Mitglieder
Apl. Prof. Dr. Annemarie Ambühl