Thematic Area 2 – Kreierte Welt

Kreierte Welt

Sprecherin: Bianka Nessel

Die Menschheitsgeschichte ist durch ein vielschichtiges Verhältnis des Menschen zu seinem Wissen über seine (Lebens)Welt geprägt. Dessen stetige Erweiterung und Nutzung lässt ihn neue Ideen und Konzepte kreieren, welche zu sozialem und technologischem Wandel führen und ihm Dynamik verleihen. Letztere zwingt Gesellschaften unausweichlich zu Änderungen akzeptierter Handlungsmuster. Dies kann sowohl durch vorsätzliche Aktionen als auch durch unbeabsichtigte Re-Aktionen geschehen, zu welchen unter anderem die gemeinschaftliche Besinnung auf bestimmte Werte und Ausdrucksformen zählen. Mit diesen Entwicklungen gehen variantenreiche strukturelle Transformationen einher, die verschiedene Teile einer Gesellschaft unterschiedlich beeinflussen bzw. herausfordern. Nicht alle Herausforderungen entstehen in krisenhaften, negativ wahrgenommenen Situationen und nicht jede Bewältigungsstrategie kommt einer Problemlösung gleich. Zudem erzeugen sowohl ein gesellschaftlicher Wandel als auch die Handlungsstrategien Einzelner ihrerseits neue Herausforderungen. Soziale Faktoren, wie politische Macht, Reichtum oder Territorialität, spielen sowohl bei der Wahrnehmung als auch bei der Konzeptionalisierung von Herausforderungen häufig eine größere Rolle als ökonomische Aspekte. Die Welt wird in kultureller Hinsicht gestaltet, wobei soziale und kommunikative Strategien zur Schaffung, Erklärung und Veränderung der (Lebens)Welten beitragen.

Die Thematische Area 2 „Kreierte Welt“ befasst sich mit Herausforderungen, die an eine sich stetig wandelnde Akzeptanz sozialer Handlungsmuster und Betrachtungsweisen der gemeinschaftlichen Lebenswelt geknüpft sind. In diachron angelegten Einzelprojekten werden soziale, politische, ökonomische, aber auch epistemische Vorgänge im Spannungsfeld zwischen akzeptierten Werten und dem Bedürfnis nach der Neu-Konzeptualisierung wahrgenommener Phänomene untersucht. Die Studien zeigen auf, dass gesellschaftlicher Wandel neben praktischen Erwägungen auch immer wieder durch abstrakte Beweggründe mitbestimmt wurde. Anhand konkreter Fallbeispiele werden die komplexen Ausbreitungsstrategien des anatomisch modernen Menschen vor ca. 40.000 Jahren, die Expansion der produzierenden Wirtschaft seit 12.000 Jahren, die Etablierung von Bronze und Eisen als Werkstoffe in den ersten drei Jahrtausenden v. Chr. bis hin zur wissenschaftlichen Erforschung der Elemente in der Antike untersucht.

Laufende Projekte

Human Dispersals in the Late Pleistocene: Interdisciplinary approaches towards understanding the Worldwide expansion of Homo sapiens against the background of its materiality Prof. Dr. Sabine Gaudzinski-Windheuser; Dr. Olaf Jöris; Livija Ivanovaité M.A.
Social Cohesion Cycles in long-term Perspective Prof. Dr. Detlef Gronenborn
Technologische Innovationen und die Konzeptionalisierung von natürlichen Ressourcen Prof. Dr. Christopher Pare
Zinnversorgung in der Bronzezeit  Rohstoffbeschaffung als gesellschaftliche Herausforderung Dr. Bianka Nessel
Das Phänomen ‚Feuer‘ im Denken der Antike Prof. Dr. Jochen Althoff
SEAFRONT Dr. Niklas Hausmann; Danai Theodoraki

Abgeschlossene Projekte

Indikatoren einer Krise – Untersuchungen zu Stabilität und Einfluss der Kupferversorgung in der älteren Urnenfelderzeit Rohstoffbeschaffung als gesellschaftliche Herausforderung Dr. Bianka Nessel

Mitglieder

Prof. Dr. Jochen Althoff

Prof. Dr. Sabine Gaudzinski-Windheuser

Prof. Dr. Detlef Gronenborn

Dr. Niklas Hausmann

Livija Ivanovaité M.A.

Dr. Olaf Jöris

Dr. Bianka Nessel

Prof. Dr. Christopher Pare

Danai Theodoraki