Kreierte Welt
Die Menschheitsgeschichte ist durch ein vielschichtiges Verhältnis des Menschen zu seinem Wissen über seine (Lebens)Welt geprägt. Dessen stetige Erweiterung und Nutzung lässt ihn neue Ideen und Konzepte kreieren, welche zu sozialem und technologischem Wandel führen und ihm Dynamik verleihen. Letztere zwingt Gesellschaften unausweichlich zu Änderungen akzeptierter Handlungsmuster. Dies kann sowohl durch vorsätzliche Aktionen als auch durch unbeabsichtigte Re-Aktionen geschehen, zu welchen unter anderem die gemeinschaftliche Besinnung auf bestimmte Werte und Ausdrucksformen zählen. Mit diesen Entwicklungen gehen variantenreiche strukturelle Transformationen einher, die verschiedene Teile einer Gesellschaft unterschiedlich beeinflussen bzw. herausfordern. Nicht alle Herausforderungen entstehen in krisenhaften, negativ wahrgenommenen Situationen und nicht jede Bewältigungsstrategie kommt einer Problemlösung gleich. Zudem erzeugen sowohl ein gesellschaftlicher Wandel als auch die Handlungsstrategien Einzelner ihrerseits neue Herausforderungen. Soziale Faktoren, wie politische Macht, Reichtum oder Territorialität, spielen sowohl bei der Wahrnehmung als auch bei der Konzeptionalisierung von Herausforderungen häufig eine größere Rolle als ökonomische Aspekte. Die Welt wird in kultureller Hinsicht gestaltet, wobei soziale und kommunikative Strategien zur Schaffung, Erklärung und Veränderung der (Lebens)Welten beitragen.
Die Thematische Area 2 „Kreierte Welt“ befasst sich mit Herausforderungen, die an eine sich stetig wandelnde Akzeptanz sozialer Handlungsmuster und Betrachtungsweisen der gemeinschaftlichen Lebenswelt geknüpft sind. In diachron angelegten Einzelprojekten werden soziale, politische, ökonomische, aber auch epistemische Vorgänge im Spannungsfeld zwischen akzeptierten Werten und dem Bedürfnis nach der Neu-Konzeptualisierung wahrgenommener Phänomene untersucht. Die Studien zeigen auf, dass gesellschaftlicher Wandel neben praktischen Erwägungen auch immer wieder durch abstrakte Beweggründe mitbestimmt wurde. Anhand konkreter Fallbeispiele werden die komplexen Ausbreitungsstrategien des anatomisch modernen Menschen vor ca. 40.000 Jahren, die Expansion der produzierenden Wirtschaft seit 12.000 Jahren, die Etablierung von Bronze und Eisen als Werkstoffe in den ersten drei Jahrtausenden v. Chr. bis hin zur wissenschaftlichen Erforschung der Elemente in der Antike untersucht.
Laufende Projekte
Abgeschlossene Projekte
Indikatoren einer Krise – Untersuchungen zu Stabilität und Einfluss der Kupferversorgung in der älteren Urnenfelderzeit Rohstoffbeschaffung als gesellschaftliche Herausforderung | Dr. Bianka Nessel |
Mitglieder
Prof. Dr. Sabine Gaudzinski-Windheuser