Geforderte Herrschaft
Sprecher: Sebastian Grätz
Herrschaft und damit verbunden Aneignung, Aushandlung, Erhalt und Verlust von Macht, aber auch Herrschaftslosigkeit, sowie ein breites Spektrum hiermit verknüpfter Konflikttypen (z. B. Sturz eines Herrschers oder Eskalationen bis hin zum Krieg) stellen zentrale Herausforderungen dar, und zwar sowohl für einzelne Akteure als auch für Gemeinschaften und Gesellschaften. Zugleich können die Etablierung und Absicherung von Herrschaft durch die Etablierung eines Herrschaftsapparates oder die Einführung bürokratischer oder gesetzlicher Herrschaftsinstrumente aber auch eine Reaktion auf verschiedene Bedrohungen wie die eines umkämpften oder herrschaftsfreien Raumes sein, also als Bewältigungsstrategie dienen. Herrschaft von Individuen über unterschiedlich begründete und strukturierte Gemeinschaften entsteht im Spannungsfeld zwischen diesen Polen, sie strebt mit unterschiedlichen Methoden und Praktiken auf der einen Seite nach der Überwindung von Bedrohungen (u.a. durch das Bemühen um Legitimation), auf der anderen Seite nach Expansion. Dabei kann Herrschaft sich um die Lösung von Konflikten bemühen oder auch selbst Konflikte innerhalb der Gemeinschaft oder mit äußeren Kräften verursachen.
Die Thematische Area ‚Geforderte Herrschaft‘ befasst sich mit dem Zeitraum von den ältesten Stadtstaaten des Alten Orients bis in die europäische (Vor-)Moderne. Hieraus ergibt sich, dass zumeist Monarchien als (zumindest nominelle) Herrschaft eines Individuums über eine Gemeinschaft im Fokus stehen. Betrachtet werden vor allem solche Herausforderungen der Organisation von Herrschaft und des Umgangs mit Konflikten, die zum Teil voraussehbar und erfahrungsbasiert sind, so dass sie, als solche wahrgenommen und konzeptualisiert, mit einer prospektiven Planung zu bewältigen sind. Mit dem Blick auf die Rezeption solcher traditionsreichen Ideen von Herrschaft und herausgeforderter Herrschaft in der Erforschung und musealen Vermittlung nicht-staatbildender metallzeitlicher und frühmittelalterlicher Kulturen nördlich der Alpen wird zudem untersucht, wie die Gegenwart der Forschung deren Perspektiven auf vergangene Herrschaften und deren Herausforderungen prägt.
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