Forschungsgegenstand
Herausforderungen können sowohl für Individuen als auch für Gemeinschaften als Kristallisationspunkte von Entwicklung und Wandel, Stagnation und Fortschritt wie auch von Erfolg und Misserfolg angesehen werden. Spätestens seit dem Auftreten des anatomisch modernen Menschen im westlichen Eurasien (vor 40.000 bis 30.000 Jahren) haben sowohl Individuen als auch Gemeinschaften Praktiken entwickelt, um unterschiedlich komplexen Herausforderungen zu begegnen, von denen uns viele auch heute noch bekannt sind. Daher reicht es nicht aus, sich bei der Analyse gegenwärtiger und künftiger Herausforderungen und ihrer potenziellen Lösungen nur auf die unmittelbar anstehenden Probleme zu konzentrieren, sondern es müssen hierfür auch kurz- bis langfristige Entwicklungen und Muster in den Blick genommen werden. Nur aus dieser Perspektive ist es möglich, Kontinuität und Wandel, Schlüsselaspekte und Schnittstellen im menschlichen Umgang mit Herausforderungen zu identifizieren.
Die zentralen Forschungsfragen unseres Profilbereichs sind: Wie nehmen Menschen Herausforderungen wahr, wie beschreiben und konzeptualisieren sie diese, welche Ressourcen werden zu ihrer Bewältigung genutzt, welche Praktiken hierfür entwickelt? Zu diesem Zweck wollen wir bewertende Wahrnehmung, reflexive Konzeptualisierung und potenzielle Bewältigung als unterschiedliche, aber miteinander verbundene wesentliche Prozesse im Umgang von Individuen und Gemeinschaften mit Herausforderungen untersuchen.
Herausforderungen treten nur selten vereinzelt auf; oft sind übergeordnete mit zahlreichen kleineren Herausforderungen verbunden, oder das Zusammenwirken mehrerer, entweder zusammenhängender oder aber voneinander unabhängiger Herausforderungen führt zu neuen bzw. zusätzlichen Herausforderungen. Im Rahmen unserer Forschungen werden Herausforderungen zum einen als Gegenstand der Untersuchung betrachtet, zum anderen dienen sie auch als thematische Analysekategorie, die sich aus Auslösern, aus den drei Prozessen Wahrnehmung/Konzeptualisierung/Bewältigung und den mobilisierten Ressourcen zusammensetzt.
Die Forschung ist in eine Meta Area und vier thematische Areas untergliedert, welche sich gegenseitig befruchten.