Technologische Innovationen und die Konzeptionalisierung von natürlichen Ressourcen


Das Projekt ist Teil der Thematischen Area 2: Kreierte Welt

Die immer schnellere Abfolge von technologischen Innovationen im modernen Leben machen ebenso schnellere Umstellungen und Anpassungen notwendig. Oft führen diese neuen Technologien und Praktiken zu Unterbrechungen von bestehenden Abläufen; etablierte Wertesysteme, Aufgaben- und Ressourcenverteilungen werden in Frage gestellt.

Aber die Dynamik der Innovationsprozesse und ihre oft tiefgreifenden Auswirkungen sind nicht nur Eigenschaften der modernen Welt, sondern sind in der gesamten Menschheitsgeschichte zu beobachten. In diesem Projekt wird das Augenmerk nicht auf die (primären) Vorzüge von Innovationen, sondern auf deren (sekundäre) Auswirkungen, die für Menschen bzw. für Gesellschaften erhebliche Herausforderungen darstellen, gelenkt.

Im Projekt wird als Beispiel die Ausbreitung der Eisentechnologie behandelt. Die Innovation – die Verhüttung von Eisenerzen und die Herstellung der ersten Artefakte aus Eisen – wurde in den letzten Jahren an der JGU intensiv erforscht. Die „heiße Phase“ der Innovation begann im 12. Jahrhundert v. Chr. im Nahen Osten sowie im östlichen Mittelmeerraum; nach zwei bis drei Jahrhunderten wurde von dort aus die neue Technologie bereits in dem Raum zwischen Atlantik und China eingeführt. Nach einem bestimmten Stadium des Innovationsprozesses breitete sich die Technologie offensichtlich erstaunlich schnell aus. Der Innovationsprozess hat eine Art von Eigendynamik und Unausweichlichkeit entwickelt – eine Herausforderung, die zu Umstellungen bei der Mobilisierung und Konzeptualisierung von Ressourcen führen musste.

Aus naheliegenden Gründen wird das Projekt auch die Auswirkungen auf den Umgang mit Bronze, dem Metall, das vorher für die Herstellung von Waffen und Geräten verwendet wurde, untersuchen. Als besonders aufschlussreich sind Änderungen in der Verwendung von Bronze im rituellen Umgang mit dem Numinosen – als Opfergabe –, die in bestimmten europäischen Kulturräumen am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit beobachtet werden können. In diesen Regionen fand eine grundlegende Änderung im Charakter der Bronzegegenständen in rituellen Deponierungen statt, die auf eine Umstrukturierung in der Konzeptualisierung des Metalls schließen lässt. Von Interesse sind u.a. Änderungen in den Buntmetalllegierungen – teilweise werden nun unbrauchbare Geräte aus ungewöhnlichen Legierungen hergestellt. Um diese Entwicklungen zu verstehen, werden u.a. Theorien zur Entwicklungsgeschichte prämonetärer Geldformen herangezogen.

Stellung innerhalb der Area: Mit dem Fokus auf Technologien ist das vorliegende Teilprojekt eng mit den Untersuchungen von Bianka Nessel (Zinnversorgung) verbunden, findet darüber hinaus aber auch Schnittpunkte zu den Arbeiten von Jochen Althoff (Feuer) und Detlef Gronenborn (Social Cohesion).