Traditionsbruch und Standardisierung. Krisenbewältigungsstrategien auf Lipari


Das Projekt ist Teil der Thematischen Area 1: Umsorgtes Leben

Die nördlich von Sizilien gelegene Insel Lipari zeichnet sich durch eine kontinuierliche Besiedlung seit dem Spätneolithikum und einer daraus hervorgehenden, sehr reichen archäologischen Überlieferung aus. Darunter stechen insbesondere zahlreiche gut erhaltene und sorgfältig ergrabene Bestattungen aus griechisch-römischer Zeit hervor, an denen sich Fragen nach der Wahrnehmung, Konzeptualisierung und Bewältigung der Herausforderung Tod exemplarisch untersuchen lassen. Das Teilprojekt Traditionsbruch und Standardisierung. Krisenbewältigungsstrategien auf Lipari fokussiert dabei insbesondere auf Standardisierungsprozesse im Rahmen von Bestattungspraktiken. Diese folgen festen Regeln, die dazu gedient haben können, Konflikte zu bewältigen oder unsichtbar zu machen. Brüche in diesen Regeln können auf Krisen und retrospektive materielle (und zum Teil diskursive) Bewältigungspraktiken hindeuten, die anscheinend kollektiv ausgehandelt wurden, sich aber auch im kleinen, quasi individuellen Rahmen abzeichnen können.

Stellung innerhalb der Area: Das Projekt profitiert durch den Fokus auf Traditionen und Standardisierungen materieller Kultur im Bestattungskontext von einer Zusammenarbeit mit Kerstin P. Hofmann (Letzte Dinge). Die untersuchten Regelbrüche können u. a. interpretiert werden über Wandel in den Weisen, wie Subjekte erzeugt werden, weshalb eine Zusammenarbeit mit Stefan Schreiber (Transkorporalität) angestrebt ist. Da geregelte Traditionen und Standardisierungen sowie deren Überschreitungen in den Bestattungspraktiken auch auf geänderte Verhältnisse der Lebenden zu den Toten zurückzuführen sein können, ist sowohl eine Kooperation in Bezug auf Erinnerungsstrukturen mit Zachary Chitwood (Memoria) als auch in Bezug auf Trauerbewältigungen mit Klaus Lieb, Roland Imhoff und Rolf van Dick (Stressbewältigung) angestrebt.