Akademie-Vorhaben "disiecta membra. Steinarchitektur und Städtewesen im römischen Deutschland"
Die römische Steinarchitektur stellt einen einmaligen Schatz des kulturellen Erbes dar, der frühe Formen des urbanen Lebens in Deutschland bezeugt. Die römischen Städte und Bauten prägten vielerorts als Ruinen bis ins Hochmittelalter die Landschaft und waren daher stärker als andere antike Hinterlassenschaften im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Die Bauten wurden kontinuierlich umgenutzt oder auch als Steinbruch für neue anstehende Bauaufgaben verwendet, beispielsweise beim Bau neuer Stadtmauern. Die neuzeitlichen Schleifungen jener hochmittelalterlichen Stadtmauern wiederum führten zu einer Wiederentdeckung der antiken Architekturglieder. Diese und andere Überreste machen den Großteil der römischen Steinarchitektur in Deutschland aus, die bisher mehrheitlich noch nicht dokumentiert und ausgewertet wurden.
Bei dem Vorhaben sollen rund 25.000 Bauglieder und 5.000 Baubefunde in einer dynamischen und vernetzten digitalen Edition erschlossen werden: Die erarbeiteten Daten werden in engem Austausch mit NFDI4Objects und NFDI4Culture modelliert, erfasst und frei zugänglich, verlink- und nachnutzbar gemacht; u.a. in der iDAI.world und in Propylaeum-Vitae. Sie liefern so einen niedrigschwelligen Zugang zu Steinarchitektur und Städtewesen im römischen Deutschland, die aufgrund ihrer Bedeutung für unsere heutigen Vorstellungen von Urbanität von übergeordnetem Interesse sind. Für die Architektur- und Sozialgeschichte, für die Bau- und Stadtforschung, für die Provenienz-und Netzwerkforschung wird weit verstreutes Quellenmaterial, ganz im Sinne des Titels des Vorhabens disiecta membra, digital zusammengeführt und erschlossen.
Das Vorhaben ist auf 24 Jahre angelegt, mit einem jährlichen Fördervolumen von rund 395.000 €. Die Arbeitsstellen haben ihren Sitz an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Frankfurt am Main und der Philipps-Universität Marburg. Die Leitung des Projektes liegt bei Prof. Dr. Johannes Lipps, Dr. Kerstin P. Hofmann und Prof. Dr. Aline Deicke.