Herrschaft im Museum. Studie zur musealen Darstellung vor- und frühgeschichtlicher Herrschaftskonzepte im 19. und 20. Jahrhundert


Das Projekt ist Teil der Thematischen Area 4: Geforderte Herrschaft

Die Untersuchung von Präsentationen vor- und frühgeschichtlicher befestigter Siedlungen in deutschen archäologischen Ausstellungen und Museen soll zeigen, wie anhand einer archäologischen Befundgruppe verschiedene Herrschaftsformen mit den für ihre Gewinnung und Verteidigung erforderlichen Ressourcen sowie deren Risiken und Gefahren als Herausforderungen an Herrschaft museal vermittelt wurden. Dafür werden sowohl politische Ordnung einschließlich ihrer Ressourcen als auch Herausforderungen als Analysekategorie des geplanten Projektes und befestigte Siedlungen als Analysekategorie der zu untersuchenden archäologischen Fächer verstanden.

Nicht-offene, in irgendeiner Form befestigte oder umhegte Siedlungen vor allem der Metallzeiten und des Frühmittelalters werden sowohl in der Prähistorischen als auch der Provinzialrömischen Archäologie in Deutschland seit zweihundert Jahren intensiv erforscht. Aus mehreren methodengeschichtlichen und strukturellen Gründen wurde ihnen dabei kontinuierlich ein besonders hohes Aussagepotential zu Fragen der Wahrnehmung und des Nachweises politischer Herrschaft und von Herrschaftskonflikten zugewiesen. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts, so die Ausgangshypothese des Projektes, weitete sich vor dem Hintergrund der dynamischen und folgenreichen Debatten in Deutschland um Herrschaftsformen, deren Verteidigung und erforderlichen materiellen und immateriellen Ressourcen das Spektrum der archäologisch erforschten Herrschaftsformen und zugehörigen Ressourcen allmählich. Dabei wandelte sich ebenso wie in der deutschen Realpolitik, so die zweite Hypothese, die Perspektive auf politische Herausforderungen in vor- und frühgeschichtlichen Gesellschaften von für Herrschaft konstitutiven militärischen und ethnischen Herausforderungen hin zu kontinuierlichen sozialen und ökologischen.

Um diese Grundannahmen zu überprüfen, ist die Auswertung von Ausgrabungsdokumentationen zu befestigten Siedlungen sowie von Ausstellungskonzeptionen, die Planungskorrespondenz und die Begleitpublikationen solcher Ausstellungen geplant, in denen anhand von Siedlungsbefunden Fragen von Herrschaft thematisiert wurden. In diachroner und regional vergleichender Perspektive sollen einschlägige Ausstellungsprojekte des RGZM, der Archäologischen Museen in Berlin, Halle, der Museen in Städten mit römischer Gründungsgeschichte (Trier, Cambodunum, Xanten) sowie von verschiedenen Fundort- und Freilichtmuseen (Saalburg, Steinsburg, Manching, Altburg bei Bundenbach, Groß Raden, Haithabu, Heuneburg, Nebra) jeweils seit ihrem Bestehen bis ca. zum Jahr 2000 auswertet werden.